Baubranche präsentierte zukunftsfähige Lösungen für kreislauffähiges Bauen
Kreislauffähig bauen mit ressourcenschonenden Technologien und angemessenen Lösungen – das waren die zentralen Forderungen von Referent:innen und Ausstellenden auf dem diesjährigen Klimafestival für die Bauwende in der STATION am Gleisdreieck in Berlin.
Die Veranstaltung begann mit einem Weckruf: Der renommierte Naturfotograf Markus Mauthe eröffnete das Klimafestival 2024 mit einem bildstarken Vortrag über die verheerenden Folgen des Klimawandels in verschiedenen Regionen der Welt. Klimawandel: Das ist keine abstrakte drohende Gefahr am Horizont. Wir stecken mittendrin. Wir müssen handeln. Diese Überzeugung verband 130 Ausstellende, 160 Referent:innen, 22 Initiativpartner:innen und mehr als 3.600 Besucher:innen beim Klimafestival in Berlin.
„Natürlich kann man etwas bewegen“, ermutigte Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, die Teilnehmenden. Sie setzte sich für mehr Umweltschutz und Zirkularität beim Planen und Bauen ein und forderte ein größeres Engagement der Politik. In weiteren Impulsen zeigten führende Vertreterinnen der Branche wie Dr. Katharina Reuter vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, Dr. Ipek Ölcüm vom Industrieverband Lehmbaustoffe, Anastasija Radke vom Verband für Bauen im Bestand und Dr. Antje Eichler vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, dass die Bauwende nur gemeinsam gelingen kann.
Führende Hersteller und Newcomer der Baubranche haben sich auf den Weg gemacht, neue und innovative Produkte in allen Anwendungsbereichen zu entwickeln, welche das Prädikat „nachhaltig“ verdienen. Das motiviert die gesamte Branche, mitzuziehen und belebt den Wettbewerb. Denn Nachhaltigkeit ist längst zu einem relevanten Wettbewerbsfaktor geworden. Wie sich diese Nachhaltigkeitsaspekte auf die Gesamtbetrachtung eines Gebäudes oder ganzer Quartiere auswirken, machte die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen in ihrem Workshop „DGNB-Zertifizierung für Anfänger und Fortgeschrittene“ deutlich.
Wie schon im Vorjahr stand auch diesmal die Wiederbelebung von Bestandsimmobilien im Fokus vieler Aussteller:innen und Referen:tinnen. In Vorträgen und Workshops wurde klar, dass es einer guten Interaktion zwischen öffentlichen und privaten Interessengruppen bedarf, um Konsens für eine neue Wertschätzung des Bestands herbeizuführen. Ein spannendes Beispiel für die nachhaltige Revitalisierung war die Vorstellung eines studentischen Modellprojekts für das Haus der Statistik in Berlin, präsentiert von Prof. Eike Roswag-Klinge, Natural Building Lab. Dass serielles und modulares Bauen nicht nur im Neubau, sondern auch in der Sanierung des Bestands eine maßgebliche Rolle spielen kann, zeigte sich im Impulsvortrag von Prof. Dr. Christian van Treeck, Experte für energieeffizientes Bauen und nachhaltige Architektur von der RWTH Aachen.
Besonders auffällig ist, wie beim diesjährigen Klimafestival der Blick auf den gesamten Gebäudelebenszyklus gerichtet war. Viele Unternehmen präsentierten überzeugende Konzepte für eine kreislauffähige Architektur. Madaster thematisierte das „Gebäude als Schatztruhe“ und forderte Transparenz durch digitale Ressourcenpässe. Concular ergänzte diesen Ansatz und demonstrierte Zirkularität entlang der Leistungsphasen von 0 bis 10. Reiner Nagel, Vorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, erweiterte die Dimension der aktuellen Herausforderungen um die Transformation der Infrastrukturen. Angesichts des immensen Sanierungsbedarfs von Verkehrs-, Bildungs- und Kulturbauten in Zeiten von klimatischen Veränderungen und Extremwetterereignissen plädierte er für eine höhere Resilienz unserer Städte und Dörfer. Im Kontext eines klimaresilienten Umbaus städtischer Gebiete ist auch die Verbesserung des Wassermanagements in Verbindung mit einer Flächenentsieglung und einer Erhöhung der Vegetationsflächen von entscheidender Bedeutung, um die Lebensqualität zu verbessern und Extremsituationen vorzubeugen.
Großes Interesse bei den Besucher:innen fanden auch die Ausstellenden in der Start-up & Building Area: frische Ideen für die Baubranche, darunter KI-Anwendungen zur Potenzialermittlung von Grundstücken und Bestandsbauten sowie zur entwurfsbegleitenden Kostenermittlung und LCA-Berechnung in Echtzeit. Auch auf den Bühnen war Künstliche Intelligenz ein prägendes Thema. Prof. Carlo Ratti, Leiter des Senseable City Lab am MIT Massachusetts Institute of Technology und Kurator der Architekturbiennale 2025 in Venedig, zeigte anhand von Forschungsprojekten auf eindrucksvolle Weise, welche Daten über Mobilität, Gesundheit, Bausubstanz oder Müll in der Stadt erfasst und ausgewertet werden könnten, um KI-gestützt zu lebenswerten Quartieren und klimaangepassten Stadtentwicklungen zu kommen. Mit vier einprägsamen Zahlen erklärte er die Bedeutung der Stadt für den Planeten: „3-55-75-80“ lautet seine Formel – „Städte machen 3 % der Erdoberfläche aus, werden von 55 % der Weltbevölkerung bewohnt, benötigen 75 % des Energieverbrauchs und sind für 80 % der Umweltverschmutzung verantwortlich“. Vor diesem Hintergrund kam er zu dem Schluss: „architecture is our only hope”.
Einen ebenso praxisnahen wie visionären Einblick in die Anwendung von KI im Architekturbüro gab Prof. Ulrich Blum, Senior Associate bei Zaha Hadid Architects, London, und Co-Leiter der Abteilung Zaha Hadid Analytics and Insights: „Jeder Entwurf geht durch unser AI-Fitness Center“, erklärte Blum, „um die skulpturalen Entwürfe in Form, Flächennutzung, Belichtung, Umweltauswirkungen, Workflows und sozialen Aspekten zu optimieren.“
Neben Expertenvorträgen und Innovationen aus der Industrie eröffneten diverse Sonderausstellungen Einblicke, worüber in Verbänden und Hochschulen nachgedacht wird. Der Deutsche Werkbund stellte in seiner Ausstellung „Atlas des Gemeinsamen“ den social impact nachhaltiger Entwicklungen in den Fokus, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Die Hochschule für Technik Stuttgart und die Berliner Hochschule für Technik demonstrierten in 1:1-Mock-ups experimentelle Modelle zu Stadtklima, Materialforschung und zur Nachnutzung von Parkplätzen. Und Studierende des Masterstudiengangs Architektur Mediamanagement der Hochschule Bochum veranstalteten einen KI-Workshop für nachhaltige Projektentwicklung und Kommunikation. Damit wurde das Klimafestival zu einem generationenverbindenden Ereignis.
Ein Höhepunkt war die Verleihung des Heinze ArchitekturAWARDs am Abend des 21. November 2024. Aus 291 Wettbewerbsbeiträgen wählte die Jury sieben Preisträger:innen und drei Nachwuchsarbeiten. Elise Pischetsrieder, Prof. Dr. Anja Rosen und Prof. Amandus Samsøe Sattler würdigten die außergewöhnlichen Qualitäten von Umnutzungen und Nachnutzungen sowie die kreislaufgerechten Konstruktionen im Neubau. Auch der Publikumspreis überzeugte mit einer energetischen Sanierung, ökologischen Materialien und mit Re-Use-Bauteilen.
Karsten Schwanke, einer der bekanntesten TV-Meteorologen Deutschlands bezeichnete den Klimawandel als „die größte Herausforderung der Menschheit“. Anna Heringer machte zugleich deutlich, dass nachhaltiges Bauen nicht nur eine Frage von Ökologie und Ökonomie ist, sondern auch von Ästhetik und Poesie. Und in ihrem Schlussvortrag lieferte die Klimajournalistin Louisa Schneider mit einer Wortneuschöpfung einen bemerkenswerten Vorschlag zum Weiterdenken: Ihre Idee, künftig nicht von der „Um-Welt“, sondern von der „Mit-Welt“ zu sprechen, ist ein dringender Appell für soziale Nachhaltigkeit, die künftig sicher noch stärkere Beachtung finden wird.
Nach zwei ereignisreichen Tagen resümierte Andreas Göppel, Geschäftsführer der Heinze GmbH: „Das Klimafestival 2024, welches parallel zur Weltklimakonferenz stattfand, war ein voller Erfolg. Über zwei volle Tage nutzten unsere 130 Partner und über 3.600 Besucherinnen und Besucher die Chance zum aktiven Austausch über nachhaltige Bauprodukte und innovative Lösungen. Besonders gefreut hat mich, dass es uns zunehmend gelingt, die Brücke zwischen Immobilienwirtschaft und Bauwirtschaft zu schlagen und das Silodenken aufzulösen. So konnten wir wieder zahlreiche Projektentwickler und Generalunternehmer sowie institutionelle Bauherren und Verarbeiter für unsere Themen begeistern. Gemeinsam schaffen wir die Bauwende.“
Das nächste Klimafestival findet am 19. und 20. November 2025 erneut in Berlin statt.
Impressionen, O-Töne von Teilnehmenden und Referent:innen sowie viele weitere Informationen finden sich auf dem Heinze Bauwendeblog unter bauwendenews.de.
Unterstützung durch 22 Branchenverbände als Initiativpartner
Insgesamt 22 Verbände aus der Bau- und Immobilienbranche haben sich auf dem Festival als Initiativpartner präsentiert und das Programm aktiv mitgestaltet.
Vertreten waren die Bundesarchitektenkammer e.V., der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure, der bund deutscher innenarchitektinnen und innenarchitekten, die Bundesingenieurkammer, der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, die Bundesstiftung Baukultur, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, der Bundesverband Digitales Bauwesen, der Bundesverband GebäudeGrün, der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, die Deutsche Energie-Agentur, die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, der Deutsche Werkbund, der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, das Fraunhofer IRB, der Deutsche Verband für Facility Management (gefma), der Industrieverband Lehmbaustoffe, das Institut Bauen und Umwelt, der Naturschutzbund NABU Berlin, der Verband Beratender Ingenieure, der Verband für Bauen im Bestand und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe.
Das Klimafestival für die Bauwende wird von der Heinze GmbH veranstaltet mit den Marken baunetz.de und heinze.de.